So entsteht die Eltern-Kind-Bindung
Der Begriff “Bonding” kommt aus dem Englischen und bedeutet “Verbindung”. Er beschreibt die prägende Phase der beginnenden emotionalen Beziehung zwischen dem Neugeborenen und seinen Eltern, das „ineinander-Verlieben“.
In dieser sensiblen Phase wird der Grundstein für eine starke Bindung gelegt. Im Folgenden und im Kreißsaal verwenden wir Hebammen den Begriff Bonding für den unmittelbaren und ungestörten Hautkontakt zwischen Eltern und Baby direkt nach der Geburt. Durch den Kontakt zur nackten Haut von Mama oder Papa gebt ihr eurem Baby etwas von dem zurück, was es gerade verloren hat. Den begrenzten Raum der Gebärmutter und das schöne Gefühl, berührt zu werden. Der Geruch der Haut des anderen wird sich tief ins Gedächtnis einprägen. Dieses Kuscheln ist wunderschön und wichtig für die Bonding-Phase.
Für uns kugelrund-Hebammen ist es wichtig, diese sensible Phase des ersten Kennenlernens zu schützen und zu unterstützen. Natürlich gibt es essentielle Dinge, die nach der Ankunft eures Kindes erledigt werden müssen, wie z.B. das Erheben seiner Maße, die Erstuntersuchung (U1), eine eventuelle Naht einer Geburtsverletzung. In jedem Fall versuchen wir diese Dinge so wenig störend wie möglich und nach euren Wünschen zu erledigen.
Auch im Falle eines Kaiserschnittes begleitet euch eine von uns Hebammen in den OP-Saal, so könnt ihr den Hautkontakt zu eurem Baby auch im OP genießen. Vor dem Eingriff erhaltet ihr ein Band, welches als Bustier getragen wird, das eure Intimsphäre schützt und indem euer Baby (je nach Platz, auch am Kopf, Wange an Wange) mit euch kuscheln kann. Außerdem werdet ihr in der Regel nach dem Kaiserschnitt nicht im Aufwachraum überwacht, sondern wir Hebammen übernehmen dies im Kreißsaal; damit keine Trennung der neuen kleinen Familie stattfindet.
Sollte die Mama sehr erschöpft sein oder es ihr nach der vaginalen Geburt oder während der Bauchgeburt nicht gut gehen, ist es für euer Kind genauso wertvoll, wenn der Papa das Kuscheln übernimmt.
Der Grundstein des Bondings wird zwar bei der Geburt gelegt, dies ist jedoch ein Prozess und findet in den vielen Momenten und Stunden statt, die ihr mit eurem Baby in seinen ersten Lebensmonaten verbringt. Du kannst das Bonding, auch auf der Wochenstation, noch einige Tage oder Wochen später zuhause nachholen. Oft verlegen wir euch aus dem Kreißsaal mit nackigem Baby auf der Haut in euer Zimmer auf Station B41 und ihr „bondet einfach weiter“.
Vorteile des Bondings für die Mama:
- Verminderte Schmerzwahrnehmung
- Verbessertes emotionales Gleichgewicht
- Förderung der Milchbildung
Vorteile des Bondings für euer Kind:
- Aufbau von Urvertrauens
- leichtere Anpassung an die Welt außerhalb der Gebärmutter, weniger Anpassungsstörungen
- bessere Temperaturregulierung, stabilerer Blutzuckerspiegel
- Unterstützung des intuitiven Saugens an der Brust